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Ronald Engert, Chefredakteur der Zeitschrift Tattva Viveka

(Vorwort zu "Rückkehr aus der Transzendenz")

Erleuchtung ist ein erstaunliches Phänomen. Es gibt sie in so vielen unterschiedlichen Spielarten und Varianten. Sie hat ausgesprochen existenzielle Auswirkungen auf diejenigen, die sie erleben, und jene, die davon hören, fragen sich, was dies bedeutet und was daran echt und was Einbildung ist.

Das vorliegende Buch ist eine minutiöse autobiografische Studie zur Erleuchtung bzw. zum spirituellen Erwachen, die gerade aufgrund ihrer offenen und ehrlichen Subjektivität für andere Menschen objektiven Nutzen hat. Der Autor berichtet schonungslos offen von seinem Leben auf der spirituellen Suche und wie er durch intensive Höhen und Tiefen ging. Bereits in jungen Jahren erlebte er in Indien eine erste Erleuchtungserfahrung, die ihn aber auch in den Grundfesten seiner menschlichen Existenz erschütterte und bei der es ihm über Jahre hinweg schwer fiel, sie vollständig in sein persönliches Leben zu integrieren. Man spürt im ganzen Buch, wie ernst es ihm mit diesem spirituellen Erwachen ist und wie existenziell es ihn berührt. Er findet einen Satsang Lehrer und erlebt die non-duale Erleuchtung mit der Auflösung des Ich, das im Advaita als Illusion betrachtet wird. Es ist spannend, ihn auf seiner Reise zu begleiten und von den Begegnungen mit zahlreichen spirituellen Lehrern aus verschiedenen Traditionen und seinen Erfahrungen von Erleuchtungszuständen zu lesen.

Bei all diesen Erfahrungen bleiben auch Fragen offen und vor allen Dingen seine Gefühle und seine Ich-Identität beschäftigen ihn nach wie vor, stehen sie doch in Widerspruch zu dem, was in traditionellen Schulen vom erleuchteten Zustand berichtet wird. Demzufolge sollte mit dem Ich auch die Emotionalität als Illusion erkannt werden. Trotz aller Bemühungen bleiben aber seine Gefühle präsent und auch sein Ich löst sich nicht wirklich auf. Liegt er falsch? Ist er unfähig, die Erleuchtung zu erlangen?

Seine Suche nimmt eine entscheidende Wende, als er einen Lehrer findet, der mit seinem Konzept eine Integration von spirituellem Erwachen und emotionalem Ich anbietet. Wir erfahren von Berichten von Erleuchtungsprozessen in diesem Umkreis, wie man sie in dieser Genauigkeit und Existenzialität wahrscheinlich nur selten hört.

Die Grundfrage, um die der Autor kreist, zeigt sich immer deutlicher: Bleibt das individuelle Ich mit all seinen Gefühlen und seinen persönlichen Ausdruck nach dem spirituellen Erwachen bestehen oder nicht? Das Revolutionäre an seinem Ansatz ist, dass er diese Frage mit Ja beantwortet. Damit stellte er sich in den Gegensatz zu den buddhistischen Lehren und dem Advaita Vedanta. Er berichtet von vier Frauen, die den Erleuchtungsprozess durchlaufen hatten, der einen völligen Zusammenbruch ihrer mentalen Struktur mit monatelangen Erinnerungslücken zur Folge hatte. Dennoch kehren alle zu einer Ich-Struktur zurück, bei gleichzeitigem tiefen inneren Frieden.

Das Buch ist eine gelungene Synthese aus persönlichem biographischem Bericht und erkenntnistheoretischer Studie. Aus diesem Grunde lässt es sich sowohl gut lesen und nachfühlen, als auch gleichzeitig für eine Phänomenologie der Erleuchtung und der Struktur des Bewusstseins nutzbar machen. Die Idee einer individuellen spirituellen Identität führt dabei zu einer völlig anders gearteten Systematik, die im Unterschied zu den traditionellen Erleuchtungserfahrungen im Advaita eine widerspruchsfreie Integration von Seele und Menschsein, d.h. auch von spirituellem Leben und materieller Existenz ermöglicht. Unsere irdische Existenz ist keine Illusion mehr, die zur spirituellen Wahrheit im Widerspruch steht.

Der Ansatz des Autors ist innovativ und er verlässt damit die ausgetretenen Wege der üblichen non-dualen Konzepte. Gefühle sind nicht mehr eine störende Begleiterscheinung des Verstandes, sondern eine Notwendigkeit, um zu sich zu stehen und Mitgefühl für andere Menschen zu entwickeln. Die zeitlose Ebene integriert sich mit der menschlichen. Die Erleuchtung wird praktisch.

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